Frauensegeln 2003
Segeltörn auf der Ostsee mit der „Pippilotta“ vom 18. bis 21. September 2003
Nach einer Klassenfahrt auf dem alten Dreimastschoner Pippilotta stand für Heida Benecke zweierlei fest: 1. „Da fahre ich noch mal mit“ und 2. „Das ist doch was für die Ruderfrauen“. Und so schwärmte sie uns von der Seefahrt vor, bis sich schließlich drei Frauengruppen aus den Rudervereinen Lübecker FRG und FRK, Lauenburg und Schleswig fanden, die mit ihr und der Besatzung am Wochenende vom 18. bis 22. September in See stachen.
Um es vorweg zu nehmen: Heida hat nicht zu viel versprochen! Die „Pippilotta“ ist ein 70 Jahre alter Heringslogger. Sie wurde 1990 restauriert und umgebaut. Im alten Laderaum entstand ein gemütlicher „Salon“ mit Küche, für Mitfahrer gibt es sechs kleine Kammern mit insgesamt 36 Kojen. So war bei uns schon am Ankunftsabend die Begeisterung über die Atmosphäre des Schiffes groß.
Nach dem schon bereitstehenden Abendessen klärte uns Skipper Hartwig über die Sicherheits-vorschriften an Bord auf. Trotz dramatischer Schilderungen von ausgekugelten Armen kam es aber auch bei uns im Lauf der Fahrt zu Stürzen vom steilen Niedergang in den Salon (mehr Leiter als Treppe), bis wir alle begriffen hatten, dass man hier wirklich besser rückwärts als vorwärts hinunterklettert.
Anschließend wurden wir in sieben Wachen eingeteilt („Müssen wir da nachts raus?“ – Mußten wir nicht.), die je nach Fähigkeiten ( Schwindelfreiheit, Kraft, „Intelligenz“ = wenn man sonst nichts konnte) für die verschiedenen Segel zuständig sein sollten.
Am Freitagmorgen ging es dann los. Schon auf dem Weg nach Schleimünde (unter Motor) durften die ersten von uns steuern. Auf der Ostsee wurden dann unter der Anleitung von Alexandra, der Bootsfrau, und Barny, dem Hobbymatrosen, die Segel gesetzt. Die ersten Fachausdrücke wurden gelernt, außerdem gab es Übungen mit der Seekarte. Am Nachmittag erreichten wir Lyø, eine kleine idyllische Insel südlich von Fünen. Nach einer Wanderung über die Insel zum „Klokkesteen“, einem großen Findling, der klingt, wenn man mit einem Stein dagegen schlägt, bereiteten die Schleswigerinnen das Essen und der Abend verging – wie übrigens alle Abende – mit Wein Kartenspielen, Klönen und Schifferklaviereinlagen.
Am nächsten Morgen lag noch Nebel über der Insel. Zwei Mutige badeten. Als wir am Vormittag in See stachen, hatte sich der Nebel verzogen und wir segelten bei herrlichem Sonnenschein über den kleinen Belt. Endlich durfte auch die „Intelligenz“ das Besansegel setzen. Durch den Alsen- und den Augustenborgfjord ging es allerdings mit Motor, da uns der Wind entgegenkam. Augustenborg gefiel uns nicht so sehr, dafür entschädigte uns aber das leckere Abendessen der Lübeckerinnen (überbackene Schollenfilets im Gemüsebett), das inzwischen wohl von den meisten Mitreisenden nachgekocht wurde.
Der letzte Tag brachte an Wetter alles: einen kurzen Schauer, Sonne, Wolken und vor allem Wind. An Sonderburg vorbei ging es mit Windstärke 6-7 Richtung Süden. Die „Pippilotta“ lag sicher im Wasser und rauschte durch die Wellen. Wie dagegen die kleinen Segelboote kämpften…
Bei der Rückfahrt durch die Schlei konnten wir zum letzten Mal die Klüversegelgruppe bestaunen, die inzwischen perfekt gelernt hatte, mit kunstvollen Verschnürungen die Segel zu verpacken, gesichert nur durch Lifelines, direkt über dem tosenden Meer. Insbesondere Heida ist auf dem Klüverbaum ganz in ihrem Element, mit leuchtenden Augen. Sollte sie einmal nicht mehr zum Rudern kommen, wird sie wohl ihren Seesack gepackt haben.
Als wir dann wieder in Kappeln ankamen, ging es den meisten von uns ähnlich wie Heida nach der ersten Fahrt: „Das machen wir noch einmal!“ – und vorgemerkt hat Heida uns schon!
Mechthild Reußner, Domschulruderclub Schleswig
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