Marc Swienty neuer Internatstrainer
Marc Swienty ist neuer Trainer im Sportinternat der Ratzeburger Ruderakademie
Die zukünftige Ruder-Elite trainiert auf Ratzeburger Gewässern
Viele Ratzeburger wissen es vielleicht noch gar nicht. Aber die insbesondere durch den Rudersport bekannt gewordene Kreisstadt im Lauenburgischen hat seit einigen Jahren auch das einzige Sportinternat mit der Spezialdisziplin Rudern im Westen Deutschlands.
Und da die Nachwuchstalente aus Schleswig-Holstein auch professionell betreut werden sollen, gibt es natürlich auch einen ganzen Betreuerstab mit Pädagogen und Trainern. Von letzteren sogar einen neuen Internatstrainer namens Marc Swienty.
Nach der Abberufung seines Vorgängers Klaus-Dieter Stecker als Trainer in die Nationalmannschaft Österreichs, wurde der 33-jährige studierte Lehrer und Rudertrainer Marc Swienty für den verantwortungsvollen Posten ausgewählt. Und der sympathische Coach aus dem Ruhrgebiet hat auch einiges an Erfahrung aufzubieten. Seit 1988 ist der Sportpädagoge für die Fächer Sport und Erdkunde im Trainergeschäft tätig und hat erfolgreich in Essen, Düsseldorf, Benrath und zuletzt sogar vier Monate in Kanada unter Trainerlegende Volker Nolte und zwei Jahre auf Neuseelands Südinsel als Rudercoach gearbeitet.
Nach seinem selbst erruderten Vize-Junioren-WM-Titel 1992 in Montreal im Vierer-ohne-Steuermann, kamen schließlich auch etliche Meisterschaftsmedaillen seiner Aktiven dazu. Höhepunkt war sicherlich die Goldmedaille des von ihm betreuten Leichtgewichts-Damen-Doppelzweiers bei den U23-Weltmeisterschaften in Amsterdam 2005.
Für sieben Vollzeit-Sportler und vier Teilzeitler ist der erfahrene Ruderlehrer gemeinsam mit dem Leiter des Sportinternats, Reinhard Grahn, Ansprechpartner für die Fragen, Sorgen und Probleme der jungen Rudertalente, die im Internat an der Ruderakademie wohnen, leben und trainieren und zumeist auf die Lauenburgische Gelehrtenschule (LG) gehen.
»Ich freue mich riesig, dass ich die Chance in Ratzeburg bekommen habe und mir macht die Arbeit mit den Jungs und Mädels, die allesamt zu den größten Rudertalenten aus Schleswig-Holstein zählen, sehr großen Spaß. Wir haben hier in Ratzeburg ideale Voraussetzungen für den Rudersport, wie man sie so in Deutschland von der Infrastruktur inklusive der schönen Seenlandschaft kaum findet. Mit solchen Bedingungen können wir unsere hoch motivierten Athleten langsam und stetig an den Spitzensportbereich heranführen. Wir wollen Ratzeburg im Nachwuchsbereich zu einer Hochburg ausbauen, die Ihresgleichen sucht und wo alle Nachwuchsruderer sagen: Das find ich toll, da will ich hin. Die alten Zeiten von knallharten Kaderschmieden sind vorbei. Wir arbeiten zwar auch sehr hart mit bis zu zehn Trainingseinheiten die Woche, wollen aber, dass die Motivation zuerst von Athleten kommt und nicht durch die harte Hand des Trainers. Im Endeffekt wollen wir eine Leistungsdichte bei unseren Trainingsleuten aufbauen, zu der alle anderen aufschauen und mitmachen wollen. Dafür muss man zwar manchmal aus dem gewohnten Heimatverein nach Ratzeburg ziehen, aber die Erfolgsaussichten steigen dadurch schon an. Außerdem gehen die schulischen Leistungen bei uns vor den sportlichen Erfolgen daher, da wir festgestellt haben, dass der Kopf für ruderische Spitzenleistungen nur richtig frei ist, wenn auch in der Schule alles nach Plan läuft«, gewährt der diplomierte Trainer der Sporthochschule Köln einen kleinen Einblick in das System des Internats.
Dass das früher manchmal umstrittene Internatskonzept langsam aber sicher fruchtet und aufgeht, zeigte bereits »Jugend trainiert für Olympia« 2007. In hervorragender Kooperation mit der LG, die sich langsam aber sicher zu einer Sportschule entwickelt, und dem Ratzeburger Ruderclub gewannen die Schüler mehrere Medaillen und dominierten die landes- und teilweise auch die bundesweite Konkurrenz in Berlin. »Das war schon super, was die Jungs und Mädels da letztes Jahr geleistet haben, aber wir sind noch lange nicht am Ziel unserer Arbeit. Wir wollen den Sportlern auch wieder Ziele, Werte und Lust auf Leistung vermitteln. Unsere Internatsschüler haben schon verinnerlicht, dass vor dem großen Erfolg die harte Arbeit kommen muss. Und wer dabei sein möchte, der muss neben Talent, Perspektive auch den Willen auf Verzicht mitbringen. Denn wenn Klassenkameraden am Wochenende Partys feiern gehen, wird bei uns zweimal pro Tag gerudert, gelaufen oder auf dem Rennrad trainiert. Das ist zwar anfangs gewöhnungsbedürftig, aber die großen Ziele und Erfolge rechtfertigen die Enthaltsamkeit schlussendlich doch«, schmunzelt Marc Swienty.
Bestes Beispiel ist der 17-jährige Lauritz Schoof. Der ursprüngliche Rendsburger wechselte nach Sichtung von Landestrainer Christian Müller vor nicht ganz zwei Jahren vom Handball zum Rudersport und wurde gleich in seinem ersten Junior-A-Jahr Vizeweltmeister im Vierer-ohne. Genau wie sein Trainer Marc Swienty damals übrigens. Nur dass das Bewegungstalent Schoof noch eine komplette Juniorensaison vor sich hat und dieses Jahr alles auf Gold setzen wird.
Und dass der neue Trainer, der in der Ratzeburger Vorstadt wohnt, auch immer noch fit wie ein Turnschuh ist, bewies er kürzlich selbst beim RRC-Winterlauf, wo Marc Swienty in beachtlichen 29:33 min immerhin unter der magischen 30-Minuten-Marke um den Großen Küchensee blieb und damit einigen seiner Schützlinge nur noch die Hacken zeigte. »Natürlich versuche ich auch persönlich ab und zu in dieser wunderschönen norddeutschen Seenlandschaft Sport zu treiben, aber die Betreuung der Sportler geht natürlich vor. Ich war seit meinem Dienstantritt am 1. November 2007 nahezu täglich vor Ort, um mich langsam einzugewöhnen, werde mir jetzt aber auch den Montag zum ›Trainer-Sonntag‹ umgestalten, damit ich auch zwischendurch einmal entspannen kann und nicht an Rudern denken muss,« erzählt Marc Swienty nach seinem ersten erfolgreichen Quartal in Ratzeburg.
Auf die Frage warum er sich für den Beruf des Rudertrainers anstatt des sicheren Lehrerjobs an einer Schule entschieden hat, lacht Swienty auf, überlegt kurz und antwortet dann mit der gewohnten Leidenschaft des Sportlers: »Die Vernunft hat zum Lehrer geraten, das Bauchgefühl zum Rudertrainer und ich bin vermutlich ein Ruderverrückter der den großen Spaß an diesem schönen Natursport weitervermitteln möchte«, sprach’s und machte sich schon wieder an die Arbeit.
Arne Simann
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