Ein bisschen wie in einer WG
»In unserer Reihe ›Köpfe Klubs Ideen‹ porträtieren wir dieses Mal den Vize-Junioren-Weltmeister im Rudern, Lauritz Schoof, und haben ihn beim Training im Sportinternat in Ratzeburg besucht«, berichtet Heiko Wischer, Pressereferent des Landessportverbands.
Vor eineinhalb Jahren fing Lauritz Schoof mit dem Rudern an. Spät, mit 15 Jahren. Mit 16 wurde der heute 17-Jährige vom Rendsburger Primaner Ruder Club in Peking Vize-Weltmeister im Vierer ohne Steuermann. Jetzt sitzt er mit dem 16-jährigen Eutiner Leon Evers in einer Klasse, in einem Boot.
»Das machen wir gleich noch einmal, aber nur mit dem Oberkörper und nicht mit den Armen«, ruft Klaus-Dieter Stecker durch ein Megaphon. Training vor der Ratzeburger Domhalbinsel mit dem 54-jährigen Internatstrainer. Das Duo schuftet im Zweier.
Beide haben vor dem Rudern Handball gespielt. Der eine (Schoof) bei der HSG Schülp/Westerrönfeld, der andere bei Eutin 08. »Jetzt sind die Tage fester verplant: Nach der Schule Essen, Kraftraum, dann aufs Wasser«, sagt Leon, und Lauritz ergänzt: »Wir trainieren ungefähr 100 bis 120 Minuten am Tag, 800 bis 900 in der Woche.«
Entscheidung für den Spitzensport
Die Junioren-Weltmeisterschaft in Österreich 2008 ist das große Ziel der Obersekundaner, die beide die 11. Klasse der Lauenburgischen Gelehrtenschule in Ratzeburg besuchen. Beide haben sich entschieden. Für den Sport. Für das Rudern. Beide sind von zu Hause aus- und in das Ratzeburger Internat eingezogen. »Hier ist es ein bisschen wie in einer WG«, sagt Lauritz. »Ich bin seit einem Jahr hier und habe es nicht bereut. Meine Freunde und das Schlagzeugspielen vermisse ich ein wenig. Aber an den Wochenenden ist man flexibel.«
Leon lacht: »Na gut, das W-Lan reicht nicht ganz bis in die Zimmer. Aber ansonsten vermisst man hier seinen Alltag nicht. Man wird extrem gefördert, die Zimmer haben Bad, es gibt Internet. Und trainiert habe ich vorher auch jeden Tag.«
Auf Anhieb in die Weltspitze
»Es war schon ein Phänomen: Nach nur 15, 16 Monaten Training ist Lauritz Vize-Weltmeister geworden«, erinnert sich Reinhart Grahn. Der 46-jährige Internatsleiter und Vorsitzende des Ruderverbandes Schleswig-Holstein kümmert sich in Ratzeburg um den sozialpädagogischen Bereich, um Aufsichts- und Anwesenheitspläne, den Haushalt, Pressearbeit, trägt auch die schulische Verantwortung und hat als Lehrer an der Lauenburgischen Gelehrtenschule am Ort einen guten Einblick, was die Leistungen seiner Athleten betrifft.
Finanziert wird das Internat als Teil der Ruderakademie Ratzeburg (Außenstelle des Olympiastützpunkts Hamburg/Schleswig-Holstein) durch das schleswig-holsteinische Kultusministerium, die Innenministerien des Bundes und des Landes sowie den Landessportverband Schleswig-Holstein.
Talentschmiede Ratzeburg
Derzeit leben sieben Athleten in »Vollzeit« am Internat. »Bemerkenswert«, sagt Grahn, »ist die Tatsache, dass viele Schleswig-Holsteiner ihre internationalen Karrieren hier bei uns begonnen haben.« Der frühere Leistungsruderer und WM-Teilnehmer von 1983 meint damit zum Beispiel die zweifache U23-Vizeweltmeisterin und »Sportlerin des Jahres 2006« Melanie Hansen aus Schleswig, die um ein Olympia-Ticket kämpft, Lauritz Schoof oder die U23-Vizeweltmeisterin und EM-Bronzemedaillengewinnerin Lena Möbus aus Reinfeld. Grahn: »Wir sind eine Einrichtung für die eigenen Leute.«
Text: Tamo Schwarz
Quelle: SPORTforum, Das Magazin des Landesportverbands Schleswig-Holstein, November 2007
Mit freundlicher Genehmigung des LSV
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