Kleine Spiele

Zu den kleinen Spielen zählen in sich selbständige Ball- und Laufspiele mit relativ einfachem und schnell zu erfassendem Regelwerk. Kleine Spiele können im Schul- und Vereinssport für Schüler und Jugendliche sowie im Breitensport für alle Altersgruppen als motivationsfördernde und allgemeine Aufwärmform eingesetzt werden. Ihre Verwendung eignet sich besonders bei physischer und psychischer Ermüdung vor Stunden- bzw. Trainingsbeginn, zum Beispiel beim Sportunterricht in der 8./9. Stunde, beim Training nach einem harten Wettkampf, in einer harten Trainingsphase, in Phasen allgemeiner Trainingsmüdigkeit, bei schlechtem Wetter. Durch ein spielerisches Aufwärmen kann auch eine positive Grundeinstellung zu einem bevorstehendem schweren Training erreicht werden.

Eine auf diese Ziele ausgerichtete Aufwärmarbeit sollte so gestaltet werden, daß die Freude der Aktiven während des Spielens erhalten bleibt. Die Übungsleiter müssen erkennen können, wann ein Spiel »langweilig« wird. Langweiligkeit kann sich bei einigen Spielen schon sehr schnell nach 2 bis 3 Minuten einstellen, so daß ein rascher Spielwechsel notwendig wird. Ebenso sollten die Spiele organisatorisch aufeinander abgestimmt sein, was dadurch geschehen kann, daß man interessante Variationsmöglichkeiten einer spielerischen Grundidee nutzt. Unterbrechungen durch lange Erklärungen oder Geräteumbau dürfen nicht entstehen, weil sonst Phasen der Abkühlung eintreten.

Die Intensitäten der Spiele sollten ebenfalls aufeinander abgestimmt werden, denn in Hinsicht auf die Verletzungsgefahr dürfen zu Beginn der Aufwärmarbeit keine Spiele stehen, die schnelle Antritte, Spurts und abrupte Ausweichbewegungen enthalten. Je älter die Teilnehmer sind, desto größer ist für sie bei solchen Spielen die Gefahr des Verletzens, während bei Kindern bis etwa 12 Jahren aufgrund einer frühzeitigen ergotropen Umstellung (Bereitschaft zur verstärkten Energieentfaltung) ein spielerisches Aufwärmen relativ unbedenklich ist. Die Schwierigkeit des spielerischen Aufwärmens liegt ohnehin in der Dosierung der Bewegungsintensität. Die Spiele müssen deshalb so ausgewählt werden, daß sich alle Übenden möglichst zur gleichen Zeit unter dem Einsatz großer Muskelgruppen mit einer mittleren Intensität bewegen. Unter einer mittleren Bewegungsintensität soll hier verstanden werden, daß die Spiele den Teilnehmer so viel Bewegung abfordern, daß es zu einer Steigerung der Körperkerntemperatur kommt, ohne dabei eine frühzeitige Ermüdung oder gar eine Verletzung herbeizuführen.

Aus diesem Grunde könnte man Aufwärmspiele in zwei Kategorien einteilen:

  1. Spiele, die keine Vorerwärmung erfordern, d.h. die ohne Verletzungsgefahr begonnen werden können und
  2. Spiele, die eine gewisse Grunderwärmung voraussetzen, weil sie schnelle Richtungsänderungen enthalten.

Nach einer Spielzeit von etwa 10 Minuten sollten generell einige laufgymnastische Übungen oder Ganzkörperübungen angeschlossen werden, um den unterschiedlichen Spieleinsatz der Teilnehmer auszugleichen.

Einiges zu den Spielen

Es ist nicht ganz einfach, in wenigen Worten den Begriff Spiel(en) zu definieren. Ein erster Erklärungsversuch klingt sogar verblüffend:

Tätigkeiten werden dann zum Spiel, wenn diejenigen, die daran beteiligt sind, dies als Spiel(en) auffassen.

Die Bewegungsspiele mit Bällen sollen vielfältige motorische Aktionen und Körpererfahrungen mit und ohne Ball ermöglichen. Die Bewegungsspiele, die durch das Laufen typisiert werden, stellen den Lauf als wichtigste motorische Aktion dar, die Spielidee zu realisieren. Es können bei vielen Spielen aber auch andere Fort-bewegungsarten (Hüpfen, Springen) gewählt werden. Im allgemeinen können im konditionellen Bereich die Ausdauer, die Schnelligkeit, die Reaktionsfähigkeit und die Gewandheit, im Sozialverhalten die Fairneß, die Koedukation und die Rücksichtnahme gefördert werden. Darüber hinaus sind unter Einbeziehung verschiedener Materialien vielfältige Raum-, Körper- und Zeiterfahrungen möglich. Diese Aktivitäten gilt es spielerisch zu erobern und zu gestalten.

Der Sinn des Spiels liegt in seinem Vollzug selbst und in seinem möglichst offenen Ausgang. Die Handlungen im Spiel sind darauf ausgerichtet, Spannung zu erzeugen. Dies setzt allerdings voraus, daß alle Mitspieler trotz unterschiedlichen Fertigkeits- und Leistungsniveaus gleichwertig in den Aktionen beteiligt sind, der Spielausgang durch die Einteilung der Gruppen/Mannschaften bis zum Ende offen ist und Spielbedingungen geschaffen werden, die einen häufigen Rollenwechsel (Fänger – Läufer, Angreifer – Verteidiger) ermöglichen. Diese Vereinbarungen und die das Spiel tragenden Regeln sind vor Spielbeginn in Absprache mit der Gruppe festzulegen. Allerdings sind diese abgesprochenen Regeln grundsätzlich während des Spielablaufs oder vor einem erneuten Beginn veränderbar. Also: Immer über das Spiel des Spielens willen nachdenken!

Einsatzmöglichkeiten der Spiele

Eigentlich kann (fast) überall gespielt werden und nicht nur immer in der Sporthalle. So sind auch Freiflächen aller Art auch ‚draußen‘ hervorragend zum Spielen geeignet: Rasen neben dem Vereinsheim, Wald, Abenteuerspielplatz, Parkplatz, Schulhof, Strand aber auch Schwimmbad und natürlich das eigene Ruderrevier. Grundsätzlich ist es schon richtig, daß aufgrund der oft miteinbezogenen Geräte (Turnkästen, Matten) ein Spiel nur dort durchführbar ist, wo solche Geräte vorhanden sind – überlegt aber trotzdem, ob es möglich ist, das Spiel entsprechend zu verändern oder anstatt des angegebenen

Aufgaben der Spielleiter

Mit dem Begriff Spielleiter können die notwendigen Aufgaben bei der Inszenierung und Durchführung eines Spiels am treffendsten beschrieben werden. Es ist klar, daß vieles von Gruppe zu Gruppe (und in unterschiedlichen Altersstufen) verschieden ist und allgemeine Hinweise die Gefahr mit sich bringen, über die Bedürfnisse und Interessen der Spielenden hinweg Entscheidungen zu fällen. Zeitlich oftmals weit vor dem eigentlichen Spielbeginn trefft Ihr mit der Auswahl eines Spiels eine wichtige Vorentscheidung. Unser Vorschlag lautet: Wählt die Spiele aus, die Ihr selbst gern spielt (spielen würdet). Dabei sind vor allem zwei Dinge zu beachten:

Spielbedingungen schaffen
Damit ist die Herstellung der äußeren Voraussetzungen gemeint, die notwendigerweise erfüllt sein müssen, damit das Spiel stattfinden kann (Spielfeldgröße, Geräteauswahl). Diese an sich lästige, aber wohl unumgängliche Aufgabe des Spielaufbaus kann bereits zur Spannung beitragen und die Erwartungen bei den Teilnehmer steigern, wenn es Euch gelingt, die Gruppe auf das Spiel, zum Beispiel durch einen ‚anreißerischen‘ Titel, neugierig zu machen. Aber auch darauf solltet Ihr achten: Trefft hier und da Sicherheitsvorkehrungen, damit niemand körperlich gefährdet und das Verletzungsrisiko möglichst ganz ausgeschaltet wird. Mit der Herstellung der Spielbedingungen geht eine weitere Aufgabe einher:

Spielidee erläutern
Auf den ersten Blick erscheint dieses als eine selbstverständliche Angelegenheit – aber halt: Langatmige Erklärungen nutzen ebenso wenig wie stichwortartige Bemerkungen zu Art und Weise, wie gespielt werden soll. Es kommt vielmehr darauf an, den Spielgedanken für alle verständlich zu erläutern und die wichtigsten Handlungsregeln (das, was das Spiel ausmacht) zu nennen. Gebt daher den Mitspieler Zeit und Gelegenheit, Unklarheiten durch Nachfragen zu klären (»Habt Ihr das verstanden?«), laßt die Gruppe so an dem Prozeß der Spielregelung teilhaben! Es ist wichtig, daß sich die Spielteilnehmer angesprochen fühlen und sich in ihre zukünftige Rolle hineinversetzen können. Das erleichtert den Übergang zum Spielbeginn.

Es muß aus Euren Worten eine Einladung zum Mitspielen zum Ausdruck kommen, wodurch die Teilnehmer sich aufgefordert fühlen, die Spielidee sofort auszuprobieren und das Spiel in Gang zu setzen. Darüber hinaus müßt Ihr wissen: Den ‚Anstoß‘ zum Spielen gebt Ihr mit der Inszenierung des Spiels, deren Ziel es ist, einen nahtlosen Einstieg in das Spielgeschehen zu ermöglichen. Ist das Spiel so in Gang gekommen, daß alle durch eine aktive Ausübung ihrer Spielerrolle Freude am Spiel finden, dann könnt Ihr Euch mehr und mehr von Eurer Funktion als Spielleiter zurückziehen und dann auch hin und wieder selbst mitspielen, um Eurer Spielgruppe zu zeigen, daß Ihr selbst auch Spaß an den von Euch gewählten Spielen habt.

Dennoch kann es vorkommen, daß Ihr zwischendurch wieder in die Rolle des Spielleiters hineinschlüpfen müßt, um den »Geist« des Spieles zu wahren. Das kann zum Beispiel dann der Fall sein, wenn die Mannschaften zu unausgeglichen besetzt sind. Dann müßt Ihr eingreifen und den Sinn des Spiels in Erinnerung rufen. Ebenso kann es vorkommen, daß aufgrund der Spielerfahrungen bei den Teilnehmer das Bedürfnis nach Spielveränderungen wächst. Diese Interessen müßt Ihr erkunden, damit das Spiel weiterhin allen Spaß bringt. Und dabei wäre es sogar wünschenswert, wenn nach und nach aus der ursprünglichen von Euch ein-gebrachten Spielidee ein ganz neues Spiel entsteht.

Zusammenfassung

Hier werden noch einmal die Merkmale kleiner Spiele zusammengefaßt:

  • kleine Spiele benötigen häufig nur einen kleinen Spielraum
  • sie erfordern oft nur wenige Mittel
  • viele Formen können schon mit sehr kleinen Gruppen gespielt werden
  • viele kleine Spiele eignen sich aber auch für große Gruppen
  • kleine Spiele verlangen in der Regel keine großen Fertigkeiten
  • kleine Spiele werden meistens nach einfachen Regeln gespielt
  • kleine Spiele haben meist Wettkampfcharakter
  • die Spielregeln und der Spielverlauf können, den Verhältnissen entsprechend, verändert oder bestimmten pädagogischen Absichten angepaßt werden
  • kleine Spiele bedürfen in der Regel keiner langen Anlaufzeit

Kleine Spiele werden oft zum Ende des Sportunterrichts gespielt oder zur Auflockerung des Trainings, um »mehr Spaß ins Training« zu bringen und die Kinder und Jugendlichen zu motivieren. Doch sie können nicht nur zur Konditionsschulung oder zur Vorbereitung auf die großen Spiele eingesetzt werden, sondern auch zur Schulung und Förderung von:

  • Kraft, Schnelligkeit und Ausdauer
  • Beweglichkeit, Geschicklichkeit und Gewandtheit
  • Sehen, Hören und Fühlen
  • sozialem Verhalten
  • kreativem Verhalten

Einige Spielideen für eure Gruppen

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