Frauenwanderfahrt 2007
Wochenendromantik mit Ruderin und Ruderboot in der Fontane-Stadt
32. Frauenwanderfahrt vom 15. bis 17. Juni 2007
Wer wird in diesem Jahr wohl dabei sein? Wen kennen wir wohl noch von der letzten Wanderfahrt? Die Spannung stieg mit jedem Kilometer, der uns Neuruppin näher brachte. Endlich war das Ziel erreicht und der Neuruppiner Ruderclub – trotz Baustelle – gefunden. Das Auto stand still, aber unsere Neugierde musste sich noch etwas gedulden. Wir waren die ersten Ruderinnen, machten uns vertraut mit dem Gelände und wurden herzlich von Lothar Vick begrüßt und eingewiesen, so dass wir uns innerhalb von Minuten heimisch fühlten.
Gleich vorweg, die Gastfreundschaft und Unterstützung im Neuruppiner Ruderclub war einzigartig und wir haben sie alle sehr geschätzt. Vielen Dank dafür. Das Warten sollte sich nicht lange hinziehen. Alle Teilnehmer hatten sich rechtzeitig auf den Weg gemacht und nach persönlichem Halli und Hallo fand die offizielle Begrüßung wie geplant um 17 Uhr statt, so dass auch die neueren Teilnehmer sich einen Überblick über die Schleswig-Holsteiner Ruderinnen machen konnten. Aus welchem Holz diese wohl geschnitzt sind?
Bei der Begrüßung machten wir gleich Bekanntschaft mit Frau Pollock, die die Gastronomie im Ruderclub betreibt und uns zur Begrüßung mit gut gekühlten Getränken versorgte. Alle wollten den Wiedersehens-Klönschnack gerne in den Abend übergehen lassen, aber unsere Aufmerksamkeit wurde auf einen stattlichen Herrn mit Rauschebart, in einer nicht zeitgemäßen Kleidung gelenkt, der sich zu uns gesellte und uns darauf einstimmte, dass in einer Viertelstunde das Licht ausgeknipst wird (gedanklich wohl bemerkt) und wir uns auf eine Nachtwanderung durch Neuruppin begeben sollten. Kultur stand auf dem Programm: Der Herr stellte sich als Prior Wichmann von Arnstein, der Gründer des Dominikanerklosters aus dem Jahre 1246, vor. Unweit vom Ruderclub konnten wir die Klosterkirche St. Trinitatis in Augenschein nehmen und der Prior verwies uns auf seine zukünftige Ruhestätte, über die heute eine 700 Jahre alte Linde wacht.
Ein Rundgang durch die Stadt führte uns durch ein rechtwinkliges Netz von Straßen mit durchgängigen, zweigeschossigen, teils schön restaurierten Häusern. Nach einem Flächenbrand im Jahr 1787 musste die Stadt neu aufgebaut werden und erhielt den damals hochmodernen, klassizistischen Grundriss. Weiter ging der Rundgang vorbei am ehemaligen Gymnasium, der Pfarrkirche St. Marien, welche heute ein Veranstaltungszentrum ist, der Fontane-Apotheke, dem Schinkel-Denkmal und stattlichen Plätzen, die eigentlich zum Verweilen einluden , aber der Prior hat Besseres mit uns vor. Prior Wichmann wusste, dass nach einer lagen Autofahrt Bewegung gut tut, also ging es zurück zur Klosterkirche und der Aufstieg in den Kirchturm begann. Eine enge, beklemmende Wendeltreppe mit uralten Eichenstufen führte uns hinauf zum Deckengewölbe. Es eröffnete sich ein Weitblick über den gewaltigen Dachstuhl der Kirche. Dann ging es auf luftigen Treppen weiter zum Uhrwerk der Kirchturmuhr. So manchem von uns war der Gedanke an den Rückweg lieber als an den weiteren Aufstieg. Aber es sollte noch höher hinauf gehen. Endlich auf einer Plattform recht weit oben im Turm angekommen, wurden wir mit einer Verschnaufminute und einem beeindruckenden Blick auf Neuruppin belohnt. Ein Ruppiner Klosterlikör, den Prior Wichmann mit in die Höhe transportiert hatte, half uns wieder auf die Beine und wir traten den Rückweg an. Der Tag wurde beendet mit einem warmen sowie kalten, leckeren Buffet im Ruderclub, und nach einem gemütlichen Zusammensein war der Weg ins Bett für die meisten von uns nicht mehr weit.
Die erste Bewährungsprobe stand an. Am Samstagmorgen begrüßte uns der Tag, nachdem in der Nacht ein lang anhaltendes, kräftiges Gewitter durchgezogen war, mit Regentropfen. Allen war klar, das bedeutet Dauerregen. Aber Ruderinnen aus Schleswig-Holstein sollte das nicht die Laune verderben. Ganz im Gegenteil alle waren überpünktlich beim Frühstück, standen sogar schon vor noch verschlossenen Türen. Das Frühstück wurde wohl gelaunt eingenommen, Lunchpakete gepackt und los ging es – erst in die Regenhaut und dann an die Boote. Ein flüchtiger Gedanke, die Abfahrt zu verzögern, wurde gleich einstimmig verworfen. Keiner wollte daheim bleiben, alle halfen, die Boote klar zu machen. Auch Lothar war schon längst zur Stelle, wies uns ein, trug die Boote mit uns ins Wasser und sorgte dafür, dass die Abfahrt reibungslos über die Bühne ging. 31 Kilometer lagen vor uns, Boltenmühle sollte unser Tagesziel sein.
Wir verteilten uns auf einen C-Zweier, einen C-Vierer, zwei B-Vierer und einen B-Achter. Der Achter war natürlich die Attraktion. Einige von uns hatten noch nie in einem Achter gesessen und fast alle wollten gerne im Achter rudern. Außerdem stellte sich die Frage, ob die Vierer und Zweier mithalten könnten, damit wir auch schön zusammenbleiben. Aber die Wirklichkeit sah ganz unerwartet aus. Dem Achter als Führungsboot wurde schnell die Position strittig gemacht, die Vierer mussten sich zurücknehmen, und der kleine Zweier war der erste in der Schleuse Altruppin und ließ sich seine Position auch im Laufe des Tages sowie am nächsten Tag nicht mehr nehmen. Die Rangfolge stand fest. Vorbei ging es an idyllischen Wassergrundstücken und gepflegten Gärten sowie Häuschen. Traumhaft schöne, blühende Seerosenfelder waren keine Seltenheit oder auch grüne Wälder mit stattlichen Bäumen säumten das Ufer. Es gab viel zu entdecken, so dass der Regen zur Nebensache wurde, trotz anhaltender Versuche seinerseits unsere Aufmerksamkeit zu erhaschen. Es reichte ihm längst nicht mehr, unsere Hände und Gesichter zu benetzen , nein. Langsam aber unaufhaltsam kroch er unter unsere Regenhaut, brachte seine Kumpanen, Kälte und Nässe, mit und sorgte dafür, dass wir stets weiterruderten, um einigermaßen die Oberhand über unsere ungebetenen Begleiter zu behalten. Nur unsere Steuerleute waren am Ziel deutlich durchgefroren und mussten mit heißen Getränken versorgt werden.
Die Rücktour zeigte sich schon in einem anderen Licht. Die Sonne kam durch und alle schönen Landstriche, die wir uns vorgemerkt hatten, konnten auf dem Rückweg bei guter Beleuchtung mit der Kamera festgehalten werden. Gegen vier Uhr hatten wir den Neuruppiner Ruderclub wieder erreicht. Gemütlich wurde es dann schon gleich im Ruderclub, wo wir am See sitzend – wohl bemerkt bei Sonnenschein – mit Kaffee, Kuchen und Getränken und so manchem netten Plausch verwöhnt wurden. Die Gemütlichkeit sollte nicht weichen. Eine wohltuende Dusche, ein kurzer Spaziergang und ein gutes Abendessen im Klosterhof beendeten den Tag.
Sonnenstahlen waren die ersten Tagesboten am Sonntag. Gegen die hatte natürlich keiner etwas. Der Tag schien viel versprechend zu werden. Pünktlich und voll motiviert ging es an die Abfahrtsvorbereitungen. Aber der Anblick war ein ganz anderer als am Vortag. Kein Süd-Wester prägte das Äußere, Vereinskleidung strahlte uns an und die Zugehörigkeit zum Heimatverein war nicht mehr zu verkennen. Auch für Außenstehende drängte es sich auf, unsere Zusammengehörigkeit bei so vielseitiger Zusammensetzung zu hinterfragen. Heute ging unsere Etappe in Richtung Norden nach Altfriesack. Das Gewässer war etwas offener als am Samstag, aber das Wetter war uns sehr gut gesinnt. Es wurde ein wunderschöner Rudertag. Auch verbesserte sich die Verständigung im Achter nach eintägiger Erfahrung. Die Ruderinnen auf den Plätzen eins bis vier versuchten ihre Lernfähigkeit durch den Einsatz visueller und auditiver Sinne zu steigern, so dass einem flüssigen Ablauf nichts mehr im Wege stand und alle gleichermaßen am Bootsleben teilnehmen konnten. Wie geplant waren wir um und bei 14 Uhr zurück. Auch Lothar konnte sich auf uns verlassen, dass wir ihn nicht lange warten ließen. Mit vereinten Kräften wurden die Boote gewaschen und an ihre Plätze zurückgelegt. Es ging wieder – Dank Lothars Instruktionen – flott von der Hand. Wir mussten uns von der Deutschland, der Brandenburg, der Rheinland, Papyrus und dem Zweier Flecken Zechlin verabschieden.
Noch einmal wurden wir verwöhnt von Frau Pollock mit frisch gebackenem Kuchen und Kaffee und jeder weiß, wenn das Gruppenfoto im Kasten ist, gibt es kein Zurück mehr, dann bleibt die Erinnerung und die Vorfreude auf das kommende Jahr. Und es bleibt der Dank an Heida und Lisa für die gute Auswahl des Ortes, die Organisation und besonders den netten Umgang. Uns hat es prima gefallen. Neuruppin ist unbedingt eine Reise wert. Es war eine gelungene Fahrt. Wir sind gerne wieder dabei!
Susanne Kanitz, Elmshorner Ruderclub
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