,

Frauenlehrgang 2008 in Ratzeburg

Frauenlehrgang des Ruderverbands Schleswig-Holstein vom 8. bis 10. Februar 2008 in Ratzeburg

Ruderverband Schleswig-HolsteinMit den Füssen fing es an, mit dem Kopf hörte er auf, unser diesjähriger Frauenlehrgang in der Ruderakademie in Ratzeburg.

50 Ruderinnen aus Lübeck, Bremerhaven, Eutin, Lauenburg, Gravenstein, Hamburg, Schleswig, Geesthacht, Lüneburg, Kiel, Elmshorn und Segeberg waren angereist, um ihr Wissen zu erweitern und um am regen Gedankenaustausch teilzunehmen.

Wir starteten am Freitagabend mit dem Thema: „Podologie, ein neuer Beruf“. Podologie ist die nichtärztliche Heilkunde am gesunden oder erkrankten Fuß. Ein Podologe arbeitet eng mit Hausärzten, Orthopäden und Diabetologen sowie Dermatologen zusammen. Während ein Fußpfleger oder „Fußkosmetiker“ generell gesunde Füße bearbeitet, behandelt der Podologe den meist kranken Fuß. Vor allem Risikopatienten wie Diabetiker und Bluter werden von ihm fachkundig betreut, beraten und behandelt. Übrigens dürfen den Titel „Podologe“ nur diejenigen führen, die eine zweijährige Ausbildung (mit Prüfung) an einer staatlich anerkannten Fachschule absolviert haben.

Unsere Referentin war eine Ruderkameradin aus Reinfeld – Kirsten Miesel – die uns gleich versicherte, dass wir ja alle gesunde Füße hätten, weil Rudern so gesund ist, beruhigend! Aber 80 % der Bevölkerung haben Fußprobleme, weil die meisten Schuhe zu eng und nicht auf die natürliche Fußform abgestimmt sind. Ein Fuß besteht aus 26 Knochen. Die häufigste Fußveränderung ist der Spreizfuß, bei ihm ist das Quergewölbe abgesackt, weil Muskeln und Bänder erschlaffen, der Vorfuß ist dann fächerförmig verbreitert.
Zur „Untermalung“ ihres Vortrags zeigte Frau Miesel uns viele, viele Fuß-Fotos, Schweißfüße, Pilznägel, rissige Haut, Fehlstellungen der Zehen wie Hallux valgus, Hammerzehen, Krallenzehen, Hornhautbildung, Hühneraugen, Warzen, Spreiz- und Senkfüße und missgebildete und verletzte Fußnägel in großer Anzahl. Beim Anblick einiger Fotos rollten sich meine Fußnägel (beinahe) auf …, aber sie verriet uns: Ich liebe Füße!
Viele Füße werden falsch behandelt, sie spielen in der Körperpflege eine untergeordnete Rolle. Oft werden die Fußnägel auch falsch geschnitten, sie wachsen im Monat nur einen Millimeter. Für alle joggenden Ruderer ist es unerlässlich, dass sie ihre Fußnägel nicht zu lang wachsen lassen, ein Jogger hat das neunfache seines Körpergewichtes auf dem Fuß. Zu lange Zehen stoßen vorne gegen und können stark verletzt werden.

Der Sonnabend begann offiziell um 7.15 Uhr mit der Frühgymnastik unter Leitung von Christine Buschmann. Nicole Schmölz, Kommunikationstrainerin aus Schleswig, referierte nach dem Frühstück über das Thema „Abenteuer Kommunikation“, zweiter Teil, „Schön, Sie zu sehen“. Den ersten Teil hatte sie an gleicher Stelle 2007 vorgetragen.
Es ging darum zu entwickeln
1. Was unterscheidet gute / schlechte Beziehung / Gespräche
2. Worauf begründet sich Sympathie / Antipathie
3. Was kann ich dazu beitragen?

Um „eine Wellenlänge herzustellen“, sollten wir die Aufgabe „Spiegelbild“ lösen. Hierbei saßen sich jeweils zwei gegenüber, sprechen war verboten. Es ging darum, die Bewegungen der anderen nachzumachen, sie wiederzuspiegeln. Mit wahrnehmen, spiegeln und führen gelang es, einen Gleichklang der Bewegung und des Gesichtsausdrucks herzustellen.

Wichtig ist hierbei der Rapport, das bedeutet, dem anderen im Modell seiner Welt zu begegnen. Sich Wohlfühlen, Vertrauen spüren, das Gefühl haben, mir wird zugehört. All das spiegelt einen guten Rapport wider. Jeder Mensch verfügt über eine spezifische Art und Weise, seine Erfahrungen abzurufen. Gleiches gilt für die Art, neue Dinge aufzunehmen und zu verarbeiten. Es gibt fünf verschiedene Repräsentationssysteme, mit drei davon beschäftigten wir uns intensiv. In Gruppen erarbeiteten wir Beispiele für visuelle (über die Augen), auditive (über die Ohren) und kinästhetische (über das Fühlen) Wahrnehmung. (Es gibt noch olfaktorisch = über den Geruchssinn und gustatorisch = über den Geschmackssinn). Interessant ist, dass 50 % der Menschen visuell sind, 45 % (und vor allem Männer, auch Legastheniker) kinästhetisch und nur 5 % auditiv. Beispiele hierfür: „Das Meer ist blau“ (visuell), „Das Meer ist kalt“ (kinästhetisch), „Das Meer rauscht“ (auditiv).
Der Vormittag mit Nicole Schmölz verlief wie im Fluge. Während sie normalerweise in den Firmen nur mit Gruppen bis zu 12 Personen arbeitet, so hatte sie uns 50 Frauen voll in den Bann gezogen. Durch ihre Kompetenz und Schlagfertigkeit gab es viel zu lernen und viel zu lachen. Körperhaltung sagt aus, wie der andere sich fühlt, wir fühlten uns alle richtig gut!

Nachmittags war der Rücken unser Thema, erst theoretisch mit „Mein gesunder Rücken – aktive Wege“, danach ging es in der Sporthalle mit dem praktischen Teil weiter. Referentin war Kirsten Börms, Physiotherapeutin aus Lübeck Ihr Motto: Locker bleiben! Ja, Rückenschmerzen, wer kennt die nicht? Ca. 85 % sind unspezifische Rückenschmerzen, die Gründe sind u. a. Mangel an ausreichender Bewegung, schwache Muskulatur, geringe Fitness, Alter – Gewicht – Körpergröße im Verhältnis zueinander, Haltung, Überlastung der Muskulatur, einseitige Tätigkeit, schweres Tragen/Heben, langes Sitzen, ungünstige Sitzmöbel und Matratzen, Stress / Probleme im Beruf oder der Familie. Die Lebens- und Arbeitszufriedenheit ist (meistens) wichtiger als die schwere einer Tätigkeit, aber der genaue Einfluss all dieser Faktoren ist unklar, Rückenschmerzen können nicht immer eine Ursache zugesichert werden. In der Halle zeigte sie uns viele aktive Wege auf, um die Rückenmuskulatur zu stärken. Richtig gut dafür ist auch Nordic Walking. Wichtig für alle: Heben und tragen mit geradem Rücken, ausreichend bewegen, auf beiden Beinen stehen. Kirsten Börms hat uns das Kräftigungsprogramm inkl. Dehnübungen mit nach Hause gegeben. Jetzt liegt es an jeder Einzelnen, diese Übungen auch regelmäßig durchzuführen. Unser Rücken würde es begrüßen!
Zur Lockerung der Muskulatur gingen abends noch einige Teilnehmerinnen in die Sauna, andere spielten lieber Uno oder saßen gemütlich beisammen.

Nach der Sonntagsgymnastik erfuhren wir, dass unsere Referentin am Noro-Virus erkrankt ist. Da aber die Leiterin unseres Frauenlehrgangs, Heida Benecke, Lehrerin ist und vor keiner Aufgabe zurück schreckt, konnte der Vormittag wie geplant stattfinden. „Der Generationenwandel im Sport und seine Bedeutung für die Sportvereine“ war unser Thema. Dank Computerzeitalter hatte Gabi Bösing, Bildungsreferentin LSB Niedersachen, ihren Vortrag per USB-Stick an Heida Benecke übergeben.
Der gesellschaftliche Wandel brachte
• eine schnelle Entwicklung im Technik und Medienbereich.,
• demographischen Wandel
• Internationalisierung
• Globalisierung
• Wertewandel
• ein verändertes Familienbild / 20% der Bevölkerung hat Migrationshintergrund
• hohes Freizeitangebot
• Zunahme des weiblichen Anteils an der Bevölkerung

Bevölkerungsrückgang / Geburten in Deutschland: 1964 1.357.304 und 2005 676.000 Geburten. Bei 30 % der in Deutschland geborenen Kinder ist ein Elternteil Ausländer, 2050 wird es die Hälfte aller unter 30-Jährigen sein. Das veränderte Familienbild zwingt uns zum Umdenken. Die Deutschen werden weniger, älter, internationaler und weiblicher. Prof. Wopp (Osnabrück) stellt fest: Mit zunehmenden Alter werden Frauen (wieder) sportaktiver, mit zunehmenden Alter geht bei Männern die Sportaktivität zurück. Wie sieht der Verein der Zukunft aus? Was bedeutet das für Frauen im Rudersport? Immer mehr kommen Ganztagesschulen, die Arbeitszeitausdehnung und -verlagerung bringt viele Probleme mit sich. Die Clubs müssen bald das Rudern „Rund um die Uhr“ anbieten. Unter dem Begriff „Ruderfrauencafé Zukunft“ bildeten wir Arbeitsgruppen und erarbeiteten Vorschläge, wie wir gerne die Vereine in der Zukunft hätten. Die Ergebnisse werden an Frau Bösing weitergeleitet. Jetzt ist unser Ruderverband gefordert und die Vereine. Wir dürfen alle gespannt sein, wie es mit unserem Sport weitergeht.

Für uns ging es in der Halle weiter mit Power und Entspannung pur, dann traten wir mit vielen neuen Informationen im Gepäck die Heimreise an, einen herzlichen Dank von uns allen an Heida Benecke und ihre „Mentorin“ Lisa Börms.

Monika Dupke
RC Dresdenia Hamburg, Deutscher Ruderverein Gravenstein