Ein besonderes FSJ im Sport

Fin-Janne Smidt bei der Lübecker Ruder-Gesellschaft

Hallo, mein Name ist Fin-Janne Smidt, ich bin 16 Jahre alt und fast blind. Auf meinem rechten Auge, kann ich nichts mehr sehen. Mit dem linken Auge habe ich noch eine Sehkraft von unter 3%, d.h. ich kann Texte in Zeitungen und Büchern nur unter einer sehr großen Vergrößerung lesen. Farben kann ich gut erkennen. Ich habe Probleme kleine Dinge zu erkennen und, wenn etwas im Dunkeln schnell auf mich zukommt, es einzuschätzen. Im Dunkeln habe ich Schwierigkeiten, wenn z.B. Autos auf mich zukommen und mich blenden. Mein Sehvermögen aber reicht aus, um mich in Lübeck und Hamburg mit öffentlichen Verkehrsmitteln fortzubewegen

Bei allen Tätigkeiten erleichtern mir Hilfsmittel, wie ein Monukular (ein Fernglas für ein Auge, was mir die Dinge in der Ferne vergrößert), eine Lesebrille (eine Brille mit einer starken Vergrößerung) und ein Langstock (ein Stock zum Erkennen von Hindernissen), mich zu orientieren oder auch beim Lesen. An meinem Arbeitsplatz, in der FSJ-Stelle und zuhause habe ich ein Lesegerät (das ist ein Gerät, das einen Text über eine Videokamera auf einen Bildschirm projiziert und vergrößert) und einen PC mit einer Vergrößerungssoftware.

Im letzten Sommer habe ich meinen Realschulabschluss auf einer Gesamtschule in Lübeck gemacht. Dabei wurde ich von dem Landesförderzentrum Sehen in Schleswig betreut. Von dort kam eine Beratungslehrerin, die mich und meine Lehrer unterstützt hat. Da mich Bewegung allgemein interessiert, habe ich mich dazu entschlossen, ein FSJ im Bereich Sport zu machen.

Seit dem 01.09.08 arbeite ich mit einem zweiten FSJ’ler (Jonas Götz) zusammen in der Lübecker Ruder-Gesellschaft. Das ist auch gut, dass wir zusammen arbeiten, denn bei Tätigkeiten, wo das Sehen gefordert ist, kann mir Jonas helfen. Bei Tätigkeiten wie z.B. Schreiben am Computer, die ich übernehmen kann, ergänzen wir uns. Jeder lernt von dem anderen. Auch bei den Fortbildungsseminaren bekomme ich viel Hilfe von den anderen Seminarteilnehmerinnen und -teilnehmern. In der LRG fallen Arbeiten wie Bootspflege, Instandhaltung, Pflege des Geländes der LRG, Vorbereitung von Regatten und Feiern, Betreuung von Gruppen bei Regatten, Arbeiten im Büro, z. B. für das Archiv, an. In meiner Freizeit, spiele ich gerne Blindenfußball, in der Blindenfußballmannschaft des FC St. Pauli.

Fin-Janne Smidt, FSJler bei der LRG

Der Einsatz im Verein

Die Lübecker Ruder-Gesellschaft ist bereits seit vier Jahren Einsatzstelle für das FSJ im Sport. Die Beschäftigung eines zweiten FSJ’lers mit der starken Sehbehinderung bedeutete für uns natürlich Neuland. Auch die finanzielle Mehrbelastung war nur mit der Förderung durch die Possehl-Stiftung möglich. Natürlich ist ein größerer Betreuungsaufwand für Fin-Janne nötig, den unser ganztägig tätiger Trainer Björn Lötsch leistet.

In Zusammenarbeit mit der Sportjugend Schleswig- Holstein als Träger und der beratenden Lehrerin des Landesförderzentrums Sehen aus Schleswig haben wir ein Beschäftigungsprofil für Fin- Janne entwickelt, das seinen Fähigkeiten und Bedürfnissen entspricht. Durch die Vernetzung mit dem Turn- und Sportbund (TSB) der Hansestadt Lübeck kann Fin-Janne zusätzlich an zwei Nachmittagen in der Woche als Helfer beim Sport mit geistig behinderten Schülern von zwei Förderschulen eingesetzt werden. Im verbindlichen FSJ-Jahresprojekt plant Fin-Janne ein Ruderwochenende mit seinen blinden oder sehbehinderten Fußball Kameraden vom FC St. Pauli. Mein Appell an interessierte Sportvereine: Macht auch Handicap-Sportlern FSJ-Angebote.

Dieter Sonnenberger, 1. Vorsitzender der LRG

Quelle: SPORTJUGENDaktuell, Nr. 56, April 2009, www.sportjugend-sh.de